Asbest erkennen: So identifizieren Sie Asbest in Ihrem Zuhause

In diesem Artikel beschäftigen wir uns ausführlich mit dem Thema der Asbesterkennung. Wir erklären, wie Sie als Laie Anzeichen für Asbest in Ihrem Zuhause identifizieren können und warum es wichtig ist, Materialien bei Verdacht professionell untersuchen zu lassen. Zudem werfen wir einen Blick darauf, wie Asbest im Labor diagnostiziert wird und weshalb eine frühzeitige Asbestanalyse sowohl für Ihre Gesundheit als auch für die Umwelt von Bedeutung ist. Durch das Verständnis dieser Prozesse und die richtigen Maßnahmen können Sie das Risiko minimieren und für ein sicheres Zuhause sorgen.

Warum besteht eine Asbest-Gefahr im eigenen Zuhause?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in Ihrem Zuhause mit Asbest wohnen, ist gar nicht so klein. Das Asbestproblem in Deutschland ist größer als vermutet. Selbst mehr als 30 Jahre nach dem Verbot von Asbest finden sich in vielen Wohnungen noch asbesthaltige Materialien wie Bodenbeläge, Putze und Fliesenkleber. Die gesundheitlichen Risiken von Asbest sind bekanntlich enorm.

Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sind aktuellen Schätzungen zufolge immer noch über 35 Millionen Tonnen asbesthaltiges Material verbaut. Fakt ist, dass bis 1993 Asbest verwendet wurde und jedes Gebäude, das vorher errichtet wurde, betroffen sein kann.

Es ist nicht nur ratsam, Fachleute zu Rate zu ziehen, wenn man den Verdacht auf Asbest hegt, sondern fast unerlässlich. Nur Profis können sicherzustellen, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen sind, bevor mit Arbeiten an asbesthaltigen Materialien begonnen wird.

Was ist Asbest und warum ist es gefährlich?

Asbest ist eine Gruppe von Mineralfasern, die aufgrund ihrer Hitzebeständigkeit und Festigkeit weit verbreitet in Bau- und Isoliermaterialien verwendet wurde. Obwohl die Nutzung in vielen Ländern mittlerweile verboten ist, kann Asbest noch in älteren Gebäuden vorhanden sein. Der Hauptgrund für die Gefahr liegt in den feinen Fasern, die beispielsweise bei Renovierungen freigesetzt werden, die beim Einatmen tief in die Lunge gelangen und schwere Krankheiten wie Asbestose, Lungenkrebs oder Mesotheliom verursachen können. Obwohl Asbest schon seit 1993 in Deutschland und seit 2005 in der EU verboten ist, steigen die Fälle der durch Asbest verursachten Krankheiten weiterhin an.

Wie ist Asbest zu erkennen?

Die Frage, ob und wie man als Laie Asbest erkennen kann, hat sich sicherlich beinahe jeder gestellt, der verdächtiges Baumaterial bemerkt, eine Scheune übernommen hat, von der sich langsam faseriges Material löst oder gerade einem Altbau bezieht.

An dieser Stelle sind bereits zwei Stichpunkte genannt, die zwar ein Indiz, aber keine sichere Erkenntnis sein können.

Das Alter des Gebäudes kann Aufschluss über Asbestvorkommen geben

Zum einen ist das Baudatum der Immobilie entscheidend, bei der Sie Asbest vermuten. Das Material kam vor allen Dingen zwischen den Jahren 1930 und 1993 zum Einsatz. Historische Bauten, die vor dieser Zeit errichtet wurden, können Asbest enthalten, jedoch ist dies eher selten. Nach 1993 greift das Verbot durch die GefStoffV, so dass man anhand des Baudatums bereits ein starkes Indiz vorliegen hat und anhand dessen die Gefahr einer Belastung durch Asbest erkennen kann. Aufpassen sollte man jedoch bei historischen Bauten – falls diese nicht unter Denkmalschutz standen und zwischen den Jahren 1930 bis 1993 renoviert oder saniert wurden, relativiert sich hier die Sicherheit, die von einer Einschätzung anhand des Baudatums ausgeht.

Materialbeschaffenheit von asbesthaltigen Produkten beachten

Zum anderen kann man oftmals die Materialfärbung als ein Indiz verwenden, um zumindest auf die Möglichkeit einer Asbestbelastung Rückschlusse zu ziehen. Egal ob Chrysotil-Asbest (Weißasbest) oder Amphibole – Asbestfasern verleihen Materialien meist einen Grauton.

Leider kann man in den meisten Fällen nicht eindeutig festlegen, ob es sich bei einem Material um Asbest handelt oder nicht. Wenn Asbest verlässlich erkannt werden soll, bleibt nur der Weg zu einem Sachverständigen oder einem Labor.

Welche Arten von Asbest gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Asbest, die sich in ihrer Faserstruktur und Anwendung unterscheiden. Im Wesentlichen wird zwischen festgebundenem und schwachgebundenem Asbest unterschieden.

Festgebundener Asbest

Festgebundener Asbest, auch als hartgebundener Asbest bekannt, ist in einer festen Matrix eingebettet, wodurch die Fasern weniger leicht freigesetzt werden. Diese Form des Asbests findet man häufig in:

  • Asbestzement-Produkten: Dazu gehören Dachplatten, Fassadenverkleidungen und Rohre.
  • Bodenbelägen: Insbesondere in Vinylbodenfliesen und deren Klebstoffen.
  • Brandschutzplatten: Platten, die in Wänden oder Decken zur Brandhemmung eingebaut wurden.

Festgebundener Asbest stellt ein geringeres Risiko dar, solange die Materialien intakt und unbeschädigt sind. Eine Freisetzung von Fasern erfolgt in der Regel erst bei Bearbeitung oder Beschädigung des Materials.

Schwachgebundener Asbest

Schwachgebundener Asbest, auch als weichgebundener Asbest bezeichnet, enthält einen höheren Anteil an Asbestfasern und ist weniger stark in die Trägermaterialien eingebunden. Dies führt dazu, dass die Fasern leichter in die Luft gelangen können. Typische Anwendungen von schwachgebundenem Asbest sind:

  • Spritzasbest: Verwendet zur Isolierung und als Brandschutz in Gebäuden, häufig an Decken und Wänden.
  • Dämmstoffe: In Rohrisolierungen, Heizkesseln und ähnlichen Anwendungen.
  • Feuerfeste Textilien: Brandschutzdecken und hitzebeständige Vorhänge.

Schwachgebundener Asbest ist besonders gefährlich, da die Fasern leicht freigesetzt und eingeatmet werden können, was zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann. Daher ist bei der Identifizierung und dem Umgang mit diesen Materialien äußerste Vorsicht geboten.

Asbest erkennen: Staubprobe, Luftmessung, Materialprobe – wo ist der Unterschied?

Es gibt viele Wege zum Asbest zuverlässig zu erkennen, jedoch lassen sich bei einer kurzen Recherche meistens schnell die drei oben genannten Methoden finden.

Beginnen wir mit der einfachsten und schnellsten der Analysemethoden: Der Staubprobe. Die Staubprobe wird oftmals auch als Asbest Schnelltest bezeichnet und kann von jedermann, auch Laien, genommen werden.

Staubproben und Schnelltests

Meistens werden hierbei mit einem Klebestreifen Staubreste von Türrahmen, Fensterbänken, Schränken oder dergleichen genommen, um festzustellen, ob der Staub, der sich in der Raumluft befindet, durch Asbest belastet wird. In den meisten Fällen kann man ebenfalls Staub von einem größeren Schutthaufen entnehmen, jedoch sollte man hier unbedingt aufpassen, dass man bei der Entnahme eine FFP2 Maske trägt, um seine Atemwege zu schützen, falls Asbest vorhanden seien sollte. Es handelt sich hierbei immer um eine qualitative Messung, sprich, es wird festgestellt, ob Asbest vorhanden ist und falls ja, geben viele Labore ebenfalls an, wie viele Asbestfasern in der Probe selbst vorhanden waren.

Luftmessung

Eine andere Form, die der Straubprobe ähnelt und oftmals mit dieser von fachfremden Personen verwechselt wird, ist die Raumluftmessung. Hierbei wird, anders als bei der Staubprobe, zwar ebenfalls überprüft, wie es um die Qualität der Luft bestellt ist, jedoch wird diese Probe meist nur von einem Sachverständigen durchgeführt. Der Grund dafür ist, dass Luft mit Hilfe eines Messgeräts gefiltert wird, so dass am Ende die genaue Konzentration von Asbestfasern/m³ Luft berechnet werden kann. Diese Art der Messung hat mehrere Vor- und Nachteile. Zum einen erlaubt die Probe, die genaue Konzentration von Asbestfasern per m³ Luft zu erkennen und somit die Gefährdung festzulegen. So ist eine Faserkonzentration von 100-150 Fasern / m³ gilt laut dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg als normal, da Asbest als natürliche Faser vorkommt und somit auch in der Luft vorhanden ist.

Aktuell gilt der folgende Grenzwert, ab dem eine Asbestsanierung durchgeführt werden muss:

  • Mehr als 500 Fasern / m³ im Filter
  • bei einer Faserlänger von > 5 μm,
  • einem Durchmesser von <3 μm
  • und einem Verhältnis von Lange zu Durchmesser von >3:1

Ebenso wird von einem Sachverständigen meistens im gleichen Zug das Material eingeschätzt, das mit Asbest belastet ist. Für Schwach gebundene Materialien gelten hier besondere Regeln:

  • Dringlichkeitsstufe 1: Sofortiger Sanierungsbedarf
  • Dringlichkeitsstufe 2: Neubewertung innerhalb von 2 Jahren erforderlich
  • Dringlichkeitsstufe 3: Neubewertung innerhalb von 5 Jahren

Luftmessungen werden ebenfalls von einem Sachverständigen durchgeführt, um nach Abschluss von Sanierungsarbeiten nachzuweisen, dass die Grenzwerte unterschritten werden und für die Anwohner keine weitere Gefahr von dem Material ausgeht.

Materialproben

Materialproben sind eine enorm beliebte Form der Analyse, wenn man Asbest erkennen möchte. Der Vorteil an einer Materialprobe ist, dass sie in vielen Fällen ebenfalls von Laien genommen werden kann, so dass keine zusätzlichen Kosten für einen Sachverständigen anfallen und man eine genaue Auskunft erhält, ob in einem Material Asbestfasern vorkommen. Auf diese Art und Weise können alle, die vor einem größeren Renovierungs- oder Sanierungsvorhaben stehen, schnell und sicher herausfinden, ob das Material, an dem gearbeitet werden soll, belastet ist.

Sie benötigen eine Asbest-Analyse?
Preisgünstige Asbest-Analysen im hochauflösenden REM-Verfahren.
Hier erhalten Ihre Asbest-Analyse für Raumluft-Untersuchung auf Asbest-Belastung mittels Staubprobe sowie zur Untersuchung von Standard- und Spezialmaterialien wie Dachpappe, Dämmmaterialien, PVC etc. im zertifizierten Fachlabor! Schon ab 69,00 €!
Zum Shop für Asbest-Test-Sets →

Wichtig ist es hierbei darauf zu achten, dass das richtige Analyseverfahren ausgewählt wird.

Wie kann man im Labor Asbest erkennen?

Es gibt verschiedene Labormethoden und Analyseverfahren, mit denen Asbest erkannt werden kann. Zum einen unterscheiden sich, wie bereits im Artikel „Asbest: Testverfahren im Vergleich“ erwähnt, die Testverfahren erheblich. Kurz zusammengefasst, kann man Asbest unter einem Polarisationsmikroskop, kurz PLM, untersuchen. Das Mikroskop lässt leider nur begrenzte Vergrößerungen (bis zu 50x) zu. Dem gegenüber steht das Rasterelektronenmikroskop (REM), meist einhergehend mit EDX, energiedispersiver Röntgenspektroskopie, das eine bis zu 300.000x Vergrößerung ermöglicht.

Als Standardprozess in der Asbestanalyse nach VDI 3866-5 werden eine Heißveraschung, Zerkleinerung und Goldbeschichtung durchgeführt, falls nötig, kann ebenfalls zusätzlich eine Säurebehandlung der Probe appliziert werden.

Durch diese Vorgehensweise kann man ebenfalls feinste Asbestspuren nachweisen und Asbest auf einem REM Bild erkennen, falls dieser vorhanden seien sollte.

Wichtig ist, dass in jedem akkreditierten Labor eine Interpretation der Darstellung auf einem REM Bild durch fachkundiges Personal erfolgt, um sicherzustellen, dass es sich bei den dargestellten Fasern auch tatsächlich um Asbestfasern handelt. Unterstützt werden Laborkräfte hierbei durch die Auswertung des EDX Spektrums, so dass festgestellt werden kann, welche Elemente nachgewiesen werden konnten.

Weitere Möglichkeiten zur Erkennung von Asbest

Ein weiteres wichtiges Indiz für die Anwesenheit von Asbest kann der Geruch sein. Obwohl Asbest unsichtbar und geruchlos ist, kann es in Verbindung mit anderen Materialien, wie z.B. Lösungsmitteln, einen ungewöhnlichen Geruch verursachen. Auch wenn dieser Geruch nicht unbedingt auf die Anwesenheit von Asbest hinweist, sollte er dennoch untersucht werden, um sicherzustellen, dass keine Gefahr besteht.

Asbest in der Arbeitswelt

Viele Menschen arbeiten noch immer in Berufen, in denen ihnen ein erhöhtes Risiko, Asbest ausgesetzt zu werden, zuteilwird. Besonders gefährdet sind Arbeiter in der Bauindustrie, im Schiffsbau, Dachdecker und Ingenieure. Diese Berufsgruppen sollten sich über die Risiken von Asbest im Beruf und über die richtigen Schutzmaßnahmen im Klaren sein. Ebenso ist es wichtig, dass Unternehmen über ihre Verpflichtungen und Maßnahmen zum Schutz der Arbeiter aufklären und diese umsetzen.

Asbestentsorgung – Wie man Asbest richtig entsorgt

Wenn Asbest in Ihrem Zuhause entdeckt wird, ist es sehr wichtig, dass es richtig entsorgt wird, um die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen. Asbest darf nicht einfach in den Müll geworfen werden, da es eine gesundheitliche Gefahr darstellt. Stattdessen sollten Sie eine qualifizierte Asbestentsorgungsfirma beauftragen, um das Material sicher zu entfernen und zu entsorgen. Die Entfernung von Asbest muss von qualifizierten Fachleuten durchgeführt werden, um die Gesundheit der Umwelt und der Menschen zu schützen.

Fazit

Asbest erkennen ist ohne Laborequipment beinahe unmöglich. Je höher der Asbestgehalt im Material, desto eher kann man anhand einer Sichtprüfung spekulieren, ob die natürliche Mineralfaser verwendet wurde, jedoch gibt letztendlich nur eine Laboranalyse gewissenhaft Aufschluss. Wichtig ist hierbei, dass bei der Auswahl des Labors darauf geachtet wird, dass das REM Verfahren nach VDI 3866-5 verwendet wird, um Asbest zuverlässig erkennen zu können.

Im Allgemeinen lässt sich sagen, das das Erkennen von Asbest vor Renovierungsarbeiten in älteren Gebäuden unerlässlich ist um die Gesundheit der Bewohner zu schützen. Eine Inspektion durch einen qualifizierten Experten kann dazu beitragen, mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Ebenfalls, sollte man sich über die Risiken von Asbest und die Symptome von Asbestose informieren, um schnell handeln zu können, falls man eine Belastung vermutet. Generell gilt es, proaktiv zu sein und die Gesundheit der Familie und der Umwelt im Auge zu behalten, indem man Asbest erkennt und entfernt, bevor es zu spät ist.

Sobald eine Asbestbelastung festgestellt wurde, stellt sich oftmals die Frage: „Was nun?“. Wichtig ist es vor allen Dingen immer, die Ruhe zu bewahren und keine übereilten Schritte einzuleiten. Überhasteter Aktionismus kann die Lage oftmals „verschlimmbessern“ Auf die Frage, welche Schritte eingeleitet werden sollten, finden sich einige Antworten in dem Blog: „Asbest: Positivbefund – was tun?“.

Quellen