Asbest: Wer gehört zur Risikogruppe?

Eine der Fragen, die in den vergangenen Blogeinträgen immer wieder angeschnitten wurde, bezieht sich auf die Risikogruppe. Wer ist vor allen Dingen durch Asbest betroffen? Gibt es Berufsgruppen, die trotz Kontakts weniger betroffen waren? Welche Gruppen wie stark durch Asbest betroffen sind, soll im Folgenden geklärt werden.

Asbest: Risiko für Handwerker

Eines der höchsten Risiken wird von Handwerkern getragen, wobei sich die Gefährdung zwischen den einzelnen Berufsgruppen erheblich unterscheiden kann.

Eine der Grundvoraussetzungen, um das Risiko zu verringern, ist eine gute Absprache mit dem Auftraggeber, Bauherrn oder Projektverwalter. Es besteht an dieser Stelle eine doppelte Sorgfaltspflicht: Zum einen muss der Auftraggeber die Auftragnehmer so ausführlich wie möglich über die Beschaffenheit des Materials und eventuelle Risiken bei der Aufgabe informieren, auf der anderen Seite besteht laut TRGS 519 ebenfalls eine Sorgfaltspflicht auf Seiten des Auftragnehmers.

Aus diesem Grund müssen auch die Auftragnehmer eine Reihe an Anforderungen erfüllen, wie Sie in unserem Beitrag „Asbestentsorgung: Was man wissen muss“ zusammengefasst. Wichtig ist, dass einige Spezialunternehmen von Teilen der Prüfungsvorschriften befreit sind.

Das größte Risiko besteht jedoch für Handwerker, wenn keine Asbestsanierung oder Entsorgung vorgenommen werden soll und unbekannterweise an dem Material gearbeitet wird. Dies trifft Insbesondere auf ungeschulte Personen zu, da es für Laien oftmals schwer ist, einzuschätzen, welche Materialien Asbest enthalten können.

Die Deutsche Handwerkszeitung hat in einem Artikel ebenfalls eindeutig auf die Gefahren von Asbest hingewiesen, wobei eine Anwaltskanzlei konsultiert wurde, um die Frage der Verantwortung zu klären. Hierbei wurde erwähnt, dass der Handwerker beziehungsweise der Unternehmer als Sachkundiger über die Risiken Bescheid wissen müsse und gegebenenfalls den Auftraggeber über das Asbestrisiko aufklären. Das entbindet zwar den Auftraggeber nicht von seiner Informationspflicht, jedoch unterstreicht es erneut, dass man als Handwerker und Sachkundiger nicht nur einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt ist, falls Asbest unsachgemäß behandelt wird, sondern auch einem rechtlichen Risiko, da man gegebenenfalls für etwaige Schäden aufkommen muss.

Entgegen den Erwartungen können besonders auch jüngere Handwerker von dem Problem betroffen sein. Über die Jahre hinweg hat eine Desensibilisierung zum Thema Asbest stattgefunden und viele sind sich über die Risiken nicht mehr bewusst, wie die Stuttgarter Zeitung berichtete.

Auch das Handwerksblatt verweist darauf, dass oftmals das größte Problem in den Materialien lauert, bei denen man nicht sofort an Asbest denkt, wie beispielsweise Putze, Spachtelmassen und Fliesenkleber.

Asbest auf dem Dach: Ein häufiger Begleiter für Dachdecker

Ähnlich wie bei Handwerkern rund um und im Haus, ist auch für Dachdecker das Asbestrisiko durchaus gegeben. Alte Eternitplatten und Wellasbest finden sich häufig auf dem Dach wieder, so dass die grauen Dachplatten oftmals beinahe unter einem Generalverdacht stehen. Das macht es auf der einen Seite einfach, denn so kann man theoretisch nach dem Motto leben, dass es immer sicherer ist zunächst einen Test durchzuführen, jedoch setzt es voraus, dass man immer planen muss, denn zuverlässige Analysen können nur im Labor durchgeführt werden.

Daher kann man auch als Privatpersonen einem Dachdecker bereits helfen, wenn man vor Auftragsbeginn eine Materialprobe in einem Asbestlabor durchführen lässt, um Probleme frühzeitig zu erkennen und dies auch bei der eigenen Zeitplanung zu berücksichtigen.

Wie Bernd Redecker vom Dachdecker Handwerk berichtete umfasst die Materialiste mit möglicherweise kontaminierten Materialien beinahe 28.000 Posten. Da an Asbest weiterhin geforscht wird, kommen auch weiterhin neue Erkenntnisse über das Material, seine Anwendung und die damit verbundenen Risiken ans Tageslicht, so dass es sich lohnt, der Thematik gründlich zu folgen.

Ebenfalls lohnt sich aufgrund der Risiken durchaus eine Schulung im Rahmen der TRGS 519. So kann man zum einen die Risiken selber besser einschätzen, zum anderen kann man somit ebenfalls lukrative Aufträge zur Sanierung von Asbestdächern annehmen und muss diese nicht an Drittfirmen abgeben.

Eine Gefahrenquelle, die oftmals übersehen wird, liegt jedoch nicht direkt auf dem Dach, sondern direkt darunter: Hier können sich sowohl Asbest als auch künstliche Mineralfasern in der Isolationsschicht wiederfinden. Somit sollte man bei Arbeiten auch immer sichergehen, dass hier keine zusätzlichen Risiken für Arbeiter und Anwohner entstehen.

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Asbestgefahren für Elektriker

Auch für Elektriker können Asbestgefahren aus mehreren Quellen real sein. Zum einen besteht ein ähnliches Risiko wie bei Handwerkern, wenn Mauermaterial bearbeitet wird, jedoch hier meistens im kleineren Ausmaß.

Für Elektriker sind vor allen Dingen Kabelisolierungen, Isolierungen und Dämmschutz in elektrischen Geräten gefährlich. Wie bereits in unserem Beitrag Asbest in der Industrie erwähnt wurde, wurden häufig Asbestisolierungen verwendet, um Kabelbrände in Aufzugschächten oder größeren Anlagen zu vermeiden oder einzudämmen.

Insbesondere, falls Kabelstränge erneuert werden müssen, neue Glasfaserleitungen in einen bestehenden Strang mit eingebunden oder die Gebäudetechnik erneuert werden soll, besteht auch für Elektriker das ernstzunehmende Risiko einer Asbestkontamination.

Über das Risiko in alten Schalttafeln wurde beispielsweise auch durch den SRF berichtet. Auch heute noch werden immer wieder neue Sicherheitsvorkehrungen erlassen und Hinweise veröffentlicht, wie die Arbeitssicherheit erhöht werden kann.

Ein besonderes Problem ist hierbei die Frage, welches Ausmaß die Änderungen und Arbeiten haben. Anders als bei größeren Bauarbeiten, die lange im Voraus angekündigt und geplant werden, können auch kleinere Eingriffe und Modifikationen zu einer erheblichen Belastung führen. Auch wenn derartige Eingriffe meistens für eine kurzfristige erhöhte Exposition sorgen, so ist diese dennoch aufgrund des repetitiven (sich wiederholenden) Charakters ernst zu nehmen.

Daher sollte man auch bei Arbeiten an Schaltkästen, Kabelschächten und Kabelummantelungen sichergehen, dass das Material keinen Asbest enthält und im Zweifel vorher eine Laboranalyse durchführen, wann immer dies möglich ist, da der Schutz der Gesundheit Vorrang hat.

Die gute Neuigkeit ist an dieser Stelle, dass Gebäude, die nach 1993 errichtet wurden hiervon nicht betroffen sind. Bei Gebäuden vor 1993 sollte man daher Vorsicht walten lassen, um sicherzustellen, dass man als Elektriker nicht unerwartet Asbestfasern einatmet.

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Asbestrisiko für Heizungs-, Wasser und Gasinstallateure

Für alle Handwerker und Installateure im Bereich von Heizung, Wasser und Gas kann Asbest zu einer direkten Bedrohung werden, wenn an alten, asbesthaltigen Materialien wie zum Beispiel Nachtspeicheröfen, Isolierungen, Leitungsschächten, Rohrummantelungen oder teilweise den Rohren selbst gearbeitet wird.

Viele dieser Quellen sind im Haus selbst versteckt, jedoch sind beispielsweise zahlreiche Wasserleitungen immer noch aus Asbest, wie auch in den Lübecker Nachrichten berichtet wurde. Risiken bestehen hier für den Konsumenten von Trinkwasser beim aktuellen Stand der Forschung nicht, jedoch ist die Gefahr für die Bauarbeiter und Spezialisten bei der Bearbeitung der Asbestrohre durchaus real.

Reinigung: Ein delikates Thema

Auch für alle, die Asbestfassaden, Wände und Fußböden reinigen, besteht ein erhöhtes Risiko. Insbesondere, falls mit Hochdruck gearbeitet wird oder das Material durch den Reinigungsvorgang stärker belastet wird, können sich Asbestfasern lösen, die anschließend frei in der Luft schweben.

Aus diesem Grund ist die Reinigung von asbestkontaminierten Materialien mit Mitteln, die für einen Abtrag sorgen, laut BGBAU nicht zulässig. Daher ist es für Reinigungspersonal wichtig, im Voraus über eventuelle Asbestbelastungen in Fassaden informiert zu werden. Die Einschränkung gilt ebenfalls für Privathaushalte, wobei hier oftmals die Unwissenheit ein umso größerer Faktor sein kann, als bei Unternehmen.

Gerade der Punkt der Unwissenheit ist ähnlich wie bei Handwerkern einer der Gründe, warum hier immer wieder zur Vorsicht gemahnt werden muss, da durch mangelhafte Informationslagen, ungeschultes Personal oder andere Unklarheiten das Gefahrenpotential sowohl für Arbeiter als auch für alle diejenigen steigt, die die Räumlichkeiten nutzen.

Automechaniker und Motorradmechaniker

Auch für Automechaniker und Motorradmechaniker ist Asbest kein Fremdwort. Wie im Beitrag „Asbest in der Industrie“ dargestellt wurde, ist auch hier häufig Asbest eingesetzt worden. Viele Mechaniker unterschätzen die Gefahr, andere sind sich aufgrund von Hobbytätigkeiten über das Risiko nicht bewusst, so dass sie sich selbst und andere gefährden.

Asbest wurde hier oftmals bei Isolierungen, Dichtungen und Bremsen eingesetzt, um die Hitzebeständigkeit zu verbessern. Da Asbestfasern äußerst reißfest sind, findet man hier oftmals Asbestschnüre, die zur Hitzedämmung und zum Feuerschutz verwendet wurden.

Insbesondere ist davor zu warnen, alte Materialien, bei denen das Vorhandensein von Asbest unklar ist, mit Druckluft zu reinigen, bevor dieses analysiert ist. Da bei vielen der Einsatzbereiche in der Automobil- und Motorradbranche Asbest in schwach gebundener Form verwendet wurde, können sich hier Fasern leicht lösen und somit in die Lunge gelangen.

Da in vielen Teilen Asiens die Verwendung und Verarbeitung von Asbest erlaubt ist, sollte man insbesondere beim Import von Ersatzteilen darauf achten, dass diese keine Asbestfasern enthalten, um seine eigene Gesundheit zu schützen.

Familien und Angehörige

Eines der großen „Alptraumszenarien“ ist es, dass man seine Familie und Angehörigen mit Asbest belastet. Ein Beispiel hierfür wurde von riffreporter gegeben,  wobei die Familie von Arbeitern in der mit der Faser kontaminiert wurde. Ursache hierfür war unter anderem die Kleidung, die jeden Tag aufs Neue mit Asbest in Berührung kam und somit die Fasern bei der Wäsche und der Handhabung abgegeben hat.

Normalerweise könnte man heutzutage davon ausgehen, dass man aufgrund des Wissenstands um Asbest derartige Gefahren nicht länger fürchten muss, jedoch kann beispielsweise Asbestose  Jahrzehnte später auftreten.

Gerade aus diesem Grund sollte man auch heutzutage darauf achten, dass man Asbest ernst nimmt und die nötigen Vorkehrungen trifft, da ansonsten die eigenen Angehörigen unter der natürlichen Mineralfaser leiden können. Selbst falls man selber die Risiken für sich als gering einschätzt, ist es immer ratsam, der Sicherheit seiner Mitmenschen Sorge zu tragen.

Quellen