Asbest: Fassaden, Dach und Auffahrt

Asbest ist eine der am häufigsten verwendeten natürlichen Mineralfasern und wurde in Deutschland bis 1993 an vielen Stellen im, am und rund ums Haus verbaut. Im folgenden Artikel wollen wir uns vor allen Dingen den Außenbereichen widmen: Dächer, Fassaden und Auffahrten können oftmals Asbestfasern enthalten.

Asbestdächer

Egal, ob es sich um ein Haus, eine Wohnung oder eine gewerblich genutzte Immobilie handelt, vor dem Ankauf oder der Anmietung erfolgt in der Regel eine ausgiebige Prüfung der Räumlichkeiten. Die Räume werden inspiziert, man begutachtet den Fußboden, die Wände, prüft, ob Wasser funktioniert, Strom ankommt und nimmt den Innenraum genauestens unter die Lupe – doch werden oftmals die Außenelemente wie das Dach, die Fassade oder Zufahrten ignoriert.

Zu Unrecht: Denn es können gefährliche Tücken an diesen Stellen verborgen sein. Insbesondere Dächer werden bei der Untersuchung oftmals außen vor gelassen, da man weder als Eigentümer noch als Mieter oft mit dem Dach interagiert oder sich dort zu schaffen macht. Jedoch ist der Kontrollpunkt nicht nur berechtigt, sondern beinahe notwendig. Asbestdächer stellen eine enorme Belastung dar, sowohl gesundheitlich, als auch finanziell. Denn oftmals wurden alte, asbestbelastete Welldachplatten nicht entfernt und liegen seit Jahrzehnten auf der Immobilie. Daher sollte man sich bei Immobilien, die vor 1993 gebaut worden sind, unbedingt erkundigen, ob eine Asbestbelastung des Dachs vorliegt, insbesondere, falls eine Sichtprüfung ergibt, dass hier Eternit oder Welldachplatten verlegt worden sind, die oftmals Asbestfasern enthalten.

An dieser Stelle entsteht oftmals ein zweifaches Problem. Zum einen wissen viele Hausbesitzer selbst nicht, ob Asbest vorhanden ist, insbesondere, falls die Immobilie mehrfach die Eigentümer gewechselt hat. Zum anderen kann durch die langfristigen Witterungsbelastungen Asbest, der vorher gut gebunden gewesen war, einfacher und vor allem unbemerkt freigesetzt werden. Das Dach ist hierbei im Vergleich zur Fassade, Auffahrten oder anderen Bauteilen im Außenbereich kritisch, da durch die Luftzirkulation Asbestfasern einfach vom Dach in das Innere des Hauses getragen werden und dort von den eingeatmet oder durch die Belüftungsanlage im Haus verteilt werden.

Da Asbest bis 1993 verbaut werden durfte und Asbestdächer aus Eternit, Wellasbest und anderen Materialien extrem langlebig sind, werden immer mehr Wohnungs- und Hausbesitzer von der Vergangenheit eingeholt, insbesondere, wenn erste Erneuerungen und größere Reparaturarbeiten fällig werden.

Sei es, weil das alte Dach schadhaft geworden ist, dass das alte Wellplattendach oder Faserzementplatten-Dach nicht mehr den ästhetischen Ansprüchen genügt oder dass man eine Solaranlage auf dem Dach installieren möchte, um Strom zu sparen – bevor die Arbeiten losgehen, lohnt es sich, das Material einer genauen Analyse zu unterziehen. Denn nicht selten stellt sich heraus, dass es sich um ein „Asbestdach“ handelt. Diese Bezeichnung, die oftmals recherchiert wird, ist leider etwas irreführend, da impliziert wird, dass das Dach vollständig aus Asbest besteht. Wie jedoch bereits in einem zuvor veröffentlichten Beitrag dargelegt wurde, handelt es sich bei Asbest um ein natürliches Mineral, dass zu feinen Fasern verarbeitet wird, so dass Asbest selbst nur eine von vielen Bestandteilen darstellt.

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Über Jahre hinweg waren Baustoffe wie Asbestzement, Eternitplatten mit Asbest und dergleichen enorm beliebt – das Material konnte schnell und einfach in Platten angeliefert werden und wurde selbst kurz vor dem Verbot 1993 noch verbaut. Ebenso beliebt war Asbestpappe, die entweder auf dem Dach selbst als Schweißpappe oder als Isolationsschicht verbaut wurde.

Wer daher plant, sein Dach zu sanieren, sollte vorher eine Materialprobe in einem Labor auf Asbest untersuchen lassen, um sicherzugehen, dass das Material nicht belastet ist. Sollte hierbei festgestellt werden, dass z.B. Weißasbest (Chrysotilasbest) verwendet wurde, kann man rechtzeitig die zusätzlichen Kosten für die Asbestentsorgung einkalkulieren und gleichzeitig die Gesundheit der Arbeiter schützen, die sich am Dach zu schaffen machen.

Asbestfassade eines Privathauses
Für Laien kaum offensichtlich befinden sich an der Fassade des Hauses Asbestplatten.

Asbestfassaden

Fassaden sind, ebenso wie Asbestdächer, ständig der Witterung ausgesetzt, so dass auch sie mit der Zeit durch die Materialbelastung leiden und permanent Asbestfasern an die Umwelt abgeben. Frost- und Winderosion können hier insbesondere zur Beschädigung der Fassade führen und zum Abtragen der gefährlichen Fasern beitragen, wodurch das Umfeld und die Umwelt belastet werden.

Asbestfassaden sind vor allen Dingen in kommerziell genutzten Gebäuden, größeren Mietskasernen und Großräumgebäuden zu finden. Zementplatten haben eine schnelle Konstruktion ermöglicht und waren insbesondere in den 50-70’er Jahren enorm beliebt, um schnell, kostengünstig und effektiv Wohnraum und Nutzflächen zu erschaffen, wobei die Asbestgefahr meist ignoriert wurde oder das Material sogar noch stark beworben wurde. Ein ikonisches Gebäude, das stark mit Asbest versetzt war, war das World Trade Center. Hier wurde Asbest oftmals als Feuerschutzmaterial verwendet. 

Asbestplatten bestehen meist aus Faserzement, wobei die Asbestfasern aufgrund ihrer flexiblen, isolierenden und feuerfesten Eigenschaften eine hervorragende Wahl waren. Daher sollte man, wenn man sich nicht sicher ist, ob Asbest im Material vorhanden sein könnte, unbedingt eine Materialprobe durchführen. Falls ein positiver Asbestbefund vorliegt, heißt es jedoch nicht immer, dass man alles sofort abreißen oder sanieren muss. Oftmals werden asbesthaltige Fassaden sorgfältig gepflegt, um das Abgeben von Fasern an die Umwelt zu minimieren. In anderen Fällen besteht eine andere Option darin, den Baustoff zu versiegeln, um die Kontamination zu minimieren oder vollständig zu unterbinden.

In allen Positivfällen jedoch, sollte man unbedingt mit einem Sachverständigen das weitere Vorgehen besprechen, um sicherzugehen, in welchem Zeitrahmen man welche Aktionen durchführen kann und muss. An dieser Stelle sollte man die Kosten für einen erfahrenen und akkreditierten Sachverständigen nicht scheuen, da man hierdurch finanzielle Planungssicherheit erhält, da ein Sachverständiger aufgrund der bestehenden Situation beurteilen kann, bis wann das asbestbelastete Material beseitigt werden muss, wie hoch die Belastung ist, die tagtäglich von diesem ausgeht und in vielen Fällen auch einschätzen kann, wie hoch die Kosten für die Entsorgung sein können. Falls man prüfen möchte, ob eine Asbestbelastung vorliegt, eignet sich eines der zahlreichen Asbest Analyse Sets. Wichtig ist, dass hierbei auf die Verwendung von REM Analyseverfahren geachtet wird, da die REM Analysemethode der PLM Methode um ein Vielfaches überlegen ist.

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Asbest im Asphalt

Ein Punkt, der, ähnlich wie die Asbestbelastung von Dächern, oftmals vernachlässigt wird, ist das Vorhandensein von Asbest in einer Einfahrt, z.B. im Asphalt. Während die Fassade eines Wohnkomplexes oder das Dach eher selten erneuert wird, sind Arbeiten an der Einfahrt relativ häufig – ebenso findet hier eine konstante Belastung des Materials durch das Befahren statt, so dass sich hier einfach Asbestfasern lösen können, falls Asbest bei dem Anfertigen der Ein- und Auffahrt im Asphalt oder Bitumen verwendet wurde.

Da bei einer Bearbeitung der Einfahrt oftmals Bagger, Presslufthammer und andere schwere Geräte zum Einsatz kommen, um den Asphalt aufzubrechen und den Schutt in Container zu laden, wird im Falle einer nicht entdeckten Asbestbelastung die Umwelt einer hohen, sofortigen Exposition durch Asbestfasern ausgesetzt, die sich schlagartig aufgrund der Arbeiten verteilen können.

Gartenhäuser und Garagen

Oft vergessen sind Gartenhäuser, Garagen und Carports. Da Welldachplatten aus Asbest leicht und einfach zu transportieren sind, wurden diese, ebenso wie Bitumenbahnen mit Asbestfasern oft bei Carports, Gartenhäusern und Garagen verbaut. Daher sollte man genau aufpassen, wenn man vorhat, bei einer Immobilie an Nebengebäuden oder alleinstehenden Strukturen wie Gartenhäusern oder Geräteschuppen zu arbeiten, da auch hier Asbest vorkommen kann. 

Absperrband bei Asbestbaustelle
Absperrband zur Warnung vor Asbest

Asbest: Vorsicht beim Arbeiten

Professionelle Handwerker mit einer fundierten Ausbildung sind sich oft der Risiken, wann, wo und warum Asbest auftreten kann, bewusst. Viele Hobbyhandwerker jedoch unterschätzen die Gefahr – oder denken von vorneherein gar nicht erst an ein mögliches Vorhandensein von Asbest. Nicht selten kommt es vor, dass bei einem privaten Umbauprojekt oder einer Instandsetzung der Fassade ein Hobbyhandwerker im Nachhinein gefragt wird, ob das Material denn Asbest belastet gewesen wäre. Auch an dieser Stelle empfiehlt es sich, proaktiv zu handeln und die Angelegenheit nicht zu verschweigen. Falls Zweifel besteht, sollte hier ähnlich vorgegangen werden, wie zuvor beschrieben: Zunächst eine Materialprobe analysieren lassen und bei einem eventuellen Positivbefund einen Sachverständigen bezüglich der weiteren Vorgehensweise konsultieren, um die bereits entstandenen Schäden einzuschätzen und den weiteren Prozess so gut wie möglich abzustimmen.

Fazit

Wie bereits auf dem offiziellen Hauptstadtportal Berlin.de festgestellt wurde, ist die Wahrscheinlichkeit, dass in Häusern, die zwischen 1960-1990 gebaut wurde, Asbest vorhanden ist, extrem hoch. Jedoch sollte man immer bedachtsam handeln und ruhig bleiben, selbst wenn bei einer Asbestanalyse im Labor eine Kontamination festgestellt wird.

Die größte Gefahr geht von Asbest immer dann aus, wenn an dem Material ohne Schutzmaßnahmen gearbeitet wird, wie es beispielsweise bei den Bauarbeitern der Fall war, die ohne Schutzmaske in Staubwalken standen und Asbestplatten gesägt haben.

Falls an asbesthaltigen Materialien Arbeiten durchgeführt werden müssen, ist es oftmals am besten, einen Sachverständigen zu Rate zu ziehen, da dieser genaue Auskunft geben kann, wie im weiteren Verlauf verfahren werden soll. Falls man nicht von vorneherein eine Sanierung plant, lohnt sich ein unabhängiger Sachverständiger, da zusätzliche kommerzielle Interessen (wie z.B. die Verbindung zu Entsorgern) die Objektivität beeinträchtigen können. Ignoriert werden sollte das Thema jedoch niemals. Asbestbezogene Symptome machen sich meist erst 2-3 Jahrzehnte später bemerkbar, so dass eine frühzeitige Erkennung der beste Schutz ist.

Quellen

https://www.aerztezeitung.de/Politik/Das-Leid-der-Helfer-15-Jahre-nach-dem-Terror-293762.html

https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/Gd80-2.html

https://www.bauhandwerk.de/artikel/bhw_Gefaehrlicher_Baustoff_Asbest_1385273.html

https://www.berlin.de/special/immobilien-und-wohnen/renovieren/4301237-744390-asbest-in-alten-haeusern-wann-der-profi-.html

https://analyticalscience.wiley.com/do/10.1002/gitfach.10402/full/

https://dach.live/rund-um-den-betrieb/problemfall-entsorgung-von-asbest-in-bitumenhttps://www.baulinks.de/webplugin/2004/0269.php4

https://www.dguv.de/medien/ifa/de/pub/grl/pdf/2005_213.pdf

https://www.hausjournal.net/asbest-dach-gartenhaus

https://www.tauw.de/news/blogs/asbestzement-d%C3%A4cher-in-deutschland-eine-st%C3%A4ndige-gefahrenquelle.html

https://www.test.de/Asbest-Die-versteckte-Gefahr-1269112-1268957/

https://www.topagrar.com/schwein/news/holland-asbestbeseitigung-dauert-noch-jahre-9549738.html

https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/asbesthttps://www.zeit.de/wissen/2016-09/krebs-9-11-asbest-11september-world-trade-center